NACHGEFRAGT – Der neue hessische Lehrplan zur Sexualerziehung, mit dem Staatssekretär im Hessischen Kultusministerium, Herrn Dr. Manuel Lösel
Am 31. Januar 2017 fand der Vortrag unter Moderation von Suzanne Turré mit angeregter Diskussion im Restaurant und Bar Chillers in Frankfurt statt. Zu Beginn der etwa zweistündigen Veranstaltung erläuterte Herr Dr. Lösel zunächst die zentralen Ziele der hessischen Schulpolitik. Diese umfassen vor allem den Ausbau der Nachmittagsbetreuung an Grundschulen, die Deutschförderung bei Vorschulkindern und den Ausbau der Inklusion bei gleichzeitiger Stärkung der Förderschulen.
In Bezug auf den überarbeiteten „Lehrplan Sexualerziehung“ erläuterte Herr Dr. Lösel, dass Lehrpläne einer regelmäßigen Überarbeitung unterliegen und die vorangegangene Fassung bereits aus dem Jahr 2007 stammte. Daher war aufgrund geänderter rechtlicher Rahmenbedingungen eine Überarbeitung des Lehrplans erforderlich. Der nunmehr geltende Lehrplan stellt das Ergebnis eines intensiven Beratungs- und Abstimmungsprozesses mit verschiedensten Akteuren dar. Herr Dr. Lösel ließ in diesem Zusammenhang auch durchblicken, dass die CDU in einer Alleinregierung im Land Hessen sicherlich einen anderen Lehrplan verfasst hätte, aber dass die Koalition mit den Grünen auf allen Seiten Kompromissbereitschaft erfordere. Die CDU habe allerdings durchgesetzt, dass der neue Lehrplan frei von Ideologien verfasst sei und den Schülern kein vorgefertigtes Weltbild aufzwinge. Im Ergebnis habe der Lehrplan daher auch unter anderem die Zustimmung der Interessenvertreter der katholischen und evangelischen Kirche erhalten.
In dieser Zusammenfassung stimmten aber nicht alle Besucher der Veranstaltung „Nachgefragt“ mit Herrn Dr. Lösel überein. Zentraler Konfliktpunkt von zum Teil sehr emotionalen Redebeiträgen war die Lehrplanformulierung „Akzeptanz“ anstatt „Toleranz“ gegenüber anderen Partnerschaftsformen wie Lesben, Schwulen, trans- und intersexuellen Menschen. Herr Dr. Lösel verteidigte die gewählte Formulierung der „Akzeptanz“, da diese die volle Gleichstellung von Formen alternativen Zusammenlebens darstelle, während der Begriff der „Toleranz“ lediglich beinhalte, diese Lebenskonzepte zu respektieren, ohne ihnen eine volle gesellschaftliche Gleichstellung zu ermöglichen. Dies habe nichts mit ideologischen Grabenkämpfen zu tun, sondern sei ein zentrales Anliegen der CDU, da die gesellschaftliche Wirklichkeit zeige, dass vielfältige Formen des Zusammenlebens von Menschen bestehen, und Änderung des Lehrplanes diesen neuen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen Rechnung getragen hat.
Daher schloss Herr Dr. Lösel die Veranstaltung mit der Zusammenfassung, dass der „Lehrplan Sexualerziehung“ klar die Handschrift der CDU trage und das natürliche Recht der Eltern auf die Erziehung ihrer Kinder selbstverständlich auch nach dem neuen Lehrplan Vorrang habe.
Von Lukas Böttcher